NOWHERE TO RUN FROM THIS
Wenn die Schatten der Häuser in der Dunkelheit verschwinden und selbst der Mond nicht mehr die dunklen Gassen Kansas erhellen kann, dann ist es Zeit, die nächtlichen Straßen zu verlassen und die Türen fest zu verriegeln. Denn sie werden kommen. Die Wesen der Nacht. Gestalten, welche es nur in Albträumen zu geben scheint. Ihr Kampf? Ein ständiger Wettstreit zwischen Gut und Böse. Ihr Einsatz? Das eigene Leben. Ihre Hoffnung? Die Liebe, welche noch nicht von Macht zerfressen ist. Wo wirst du sein, wenn das Licht der Sonne schwächer wird und die Straßenlaternen ihren Dienst antreten? Wirst du nach Hause gehen, wie ein rechtschaffener Bürger, in der Hoffnung, dass die Welt morgen noch genauso aussieht, wie sie es heute tat? Oder bleibst du stehen und streifst deine Tarnung ab, die du dir zugelegt hast? Wer wirst du sein? Ein Vampir, eine Walküre oder gar ein Dämon? Vielleicht bist du eher der Magiertyp oder vielleicht doch ein Lykae? Oder bist du gar einer derjenigen, der genau diese Kreaturen jagt? Finde es heraus. Bezahle deinen Einsatz. Tritt dem Kampf bei, und vielleicht bist du gerade jene Person, die das Gleichgewicht wieder herstellen kann.
BUT WE COULD CHANGE IT IF WE STAND UP STRONG AND TAKE THE LEAD
DAS SALT AND IRON TEAM

Beschreibung des Themas



#1

FLUGHAFEN WICHITA

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29.10.2020 18:45
von The Myth | 835 Schriftrollen
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#2

RE: FLUGHAFEN WICHITA

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29.10.2020 19:51
von Loah Cruhelter | 193 Schriftrollen


FORTSETZUNG VON
ONE-EYED BAR



MONTAG


"Wünschen Sie noch etwas, Mr. Smirinoff?"

Mein Blick hob sich von meiner Zeitung zum Gesicht der jungen Stewardess. Ein hübsches Ding mit einem leicht französischen Touch. Kurzzeitig überlegte ich, weil der Check-In eben erst begonnen hatte, ob ich sie mir nicht vielleicht doch noch eben... Verwarf den Gedanken dann allerdings auch direkt wieder und schüttelte mit einem dezenten Lächeln den Kopf. Ich sah ihr noch nach, wie sie sich langsam weiter durch die First Class schob und das mit einem Hüftschwung, der schon sündhaft war.

...Reiß dich zusammen, Kelte. Dafür ist später noch Zeit...

Es sah wirklich so aus, als würde ich in der Zeitung lesen. Tatsächlich aber hatte ich mir eine kleine Skizze des Bauplans in die Zeitung gebastelt. Mit Markierungen, wo ich persönlich Wachposten aufstellen würde, wäre das meine Bunkeranlage. Den frühen Zutritt zum Flugzeug hatte ich mir auf eine ganz einfache Art und Weise erschlichen. Auf die selbe Art, die dafür gesorgt hatte, dass ich nicht durchsucht oder mein Handgepäck durchleuchtet wurde. Es war so einfach, dass es schon lächerlich war. Aber wir sprachen von menschlischen Sicherheitssystemen und die waren eben bekannt dafür, dass sie massiv viele Schlupflöcher boten. Ich nutzte sie nur zu gerne. So stand also meine etwas zu große aber dennoch noble Aktentasche zu meiner rechten Seite auf dem Sitz. Natürlich hatte ich nicht binnen 24 Stunden auf Diplomat umgeschult. Aber ich war immerhin einer der führenden Fälscher von Dokumenten in den Staaten. Also griff ich so weit nach oben wie möglich und entkam so dem Problem die gesamten Kleinigkeiten, die ich dringend nach Russland mitnehmen musste, erklären zu müssen. Praktisch. Einfach praktisch. Und bei genauerer Betrachtung, hätten sie mich durchleuchtet, hätten sie mich spätestens bei der hochgradig konzentrierten Lauge wahrscheinlich direkt in den Flughafenknast gebracht. Von den anderen Dingen, wie kleinere Waffen, einer heiligen Phiole und etwas anderem Kram, ganz zu schweigen.

So saß ich also bequem in meinem extra breiten Sitz, streckte die Beine aus und genoss meinen Kaffee, während ich auf die Ankunft der anderen wartete. Mr. Nikolaj Smirinoff würde heute neben dem stummen Andrej Putschkin sitzen und sich nur im Umdrehen an ein gewissen Mr. Vassili Rachimaninow und dessen Ehefrau Olga wenden können. Ich grinste noch immer über die Namen und wusste, dass spätestens Keegan mir dafür sicher noch irgendwann aufs Maul hauen wollen würde. Aber bei all dem Ernst der Mission, brauchte es ein wenig Humor. Meiner Meinung nach. Die Papiere, Tickets und Ausweise hatte ich bei Keegan in den Briefkasten geworfen. In dem Wissen, dass er es weiterleiten würde. Fertig geworden war ich erst an diesem Morgen. Hatte mich auch eine schöne Stange Geld gekostet, alles zeitig im Gang zu haben. Immerhin ließen sich auch meine Kontakte ordentlich dafür entlohnen, wenn sie an Sonntagen ran sollten. Konnte ich nachvollziehen und auch, wenn die Summe echt gemein hoch war... Die Schweine haben nur auf so eine Chance gewartet, jede Wette..., ging es hier um unser aller bevorzugten Mechaniker und da wurde Geld dann schneller zu schnödem Mammon, als Ash Blutkonserve aus der Mikrowelle sagen konnte.

...Ich könnte eigentlich der Schönen nochmal schreiben bevor es gleich losgeht. Oder?Hmmm. Die spukt mir echt im Kopf rum. Oder engelt? Hehe. Ach, brat mir einer nen Sack Steine, was soll es. Ich schreib ihr einfach. Mehr als ein Fuck you oder ein Schweigen kann nicht kommen. Aye? Aye!...

So schlug ich die Zeitung zu, legte sie gefaltet auf meinen Schoss und nahm das Handy raus, um eine Nachricht an Micah zu schreiben.

"Hey, Kumpel. Kann ich die Zeitung haben?", kam eine Stimme von der anderen Seite und riss mich völlig aus dem Text. Fragenden Blickes sah ich rüber.

"Na die Zeitung da, gib mal her.", forderte der Typ, dessen Anzug nach zu viel Geld aussah und dessen Anstand man vermutlich selbst in der Gosse noch suchen musste.

"Sorry, geht nicht. Sodoku noch nicht fertig." Teilte ich ihm mit und erntete dafür ein Augenrollen. Er murmelte noch was vor sich hin, was nicht wirklich freundlicher Natur war und drehte sich dann weg. Kurz drauf vernahm ich das Geräusch wie er zwei Mal die Nase ruckartig hoch zog. Das sagte mehr als tausend Worte.

...Alles klar, der hebt vor allen anderen ab. Den behalt ich mal lieber im Auge. Sowas frühstückt Keegan doch mit dem linken Nasenloch...

Ein kurzes Kopfschütteln folgte dann sandte ich die Whatsapp auf den Weg und begnügte mich dann wieder damit meine Nase in die Zeitung zu stecken.





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#3

RE: FLUGHAFEN WICHITA

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29.10.2020 21:56
von Keegan Owen | 669 Schriftrollen


FORTSETZUNG VON
ONE-EYED BAR



„Hör auf mich so hinter dir her zu zerren.“, zischte die Walküre leise hinter mir und fummelte permanent an ihrem dämlichen Pelzmantel herum.
„Dann lauf schneller, OLGA.“, grinste ich in mich hinein, nahm meine angebliche Angetraute an die Hand und mimte den Ehegatten.
„Selbstverständlich, VASSILI.“

Touché, die Krücke. Für diesen Namen, den der Kelte sich da für mich ausgesucht hatte, würde er in Bälde derbe die Quitting kassieren. Die Walküre ließ sich das Gezerrgel an ihr nur recht widerwillig gefallen, aber wenn unser aller Tarnung nicht auffliegen sollte, musste sie sich notgedrungen fügen. Mir gefiel das auch nicht. Zumal ich noch nie mit einem Weib Hand in Hand gelaufen bin. Das hatte ich an und für sich auch in Zukunft nicht vor. Brust in Hand, ja. Arsch in Hand, da war ich dabei. Hand zwischen die Beine einer Frau, aber so was von. Aber Hand in Hand? Haut mir ab damit.

Beim Einchecken versuchte ich so gut es ging mit russischem Akzent zu sprechen. Die Walküre musste nicht, da ich für sie eincheckte. Sie war lediglich das kleine, brave Frauchen, was gut aussah und neben mir glänzte. Und dann war da noch mein Bruder, der als Bodyguard für uns beide agierte, was insbesondere mir etwas eigenartige Blicke einbrachte. Die dachten vermutlich auch, wozu ich einen Leibwächter benötigte und fragten nicht umsonst, warum ausgerechnet er an einem gänzlich anderen Platz saß, als wir. Um das Flugzeug so besser im Blick zu haben, war meine Antwort gewesen und weil meine geliebte Frau darauf bestand, endlich mal für ein paar Stunden ohne diesen Schatten zu sein. Mir wäre es auch wesentlich lieber gewesen, wenn Brynjar statt der Walküre während des Fluges neben mir sitzen würde. Aber nein, er saß neben dem Kelten. Wenn der dachte, dass er so über die vielen Stunden Unterhaltung hatte, dann hatte er sich gehörig geschnitten, denn mein Bruder, der für die nächsten Tage den Namen Andrej verpasst bekommen hatte, war nämlich stumm. Eine Unterhaltung wäre also generell nicht drin. Warum wir uns für diese Maßnhame entschieden hatten? Ganz einfach. Brynjar beherrschte die russische Sprache nicht. Und ein Russe, der kein Russisch sprach, würde schon mächtig auffallen. Davon mal ganz abgesehen, war Brynjar seit gestern maulfauler, als ich es jemals gewesen war. Der Haussegen mit seiner Perle hing wohl schief, weswegen er gestern Abend erneut zu ihr gefahren ist und die gesamte Nacht dort blieb. Also entweder hatten sich beide stundenlang in Grund und Boden gequatscht – toll, welcher Mann stand nicht auf ellenlange Gespräche mit einem Weib – oder, er hat sie sich die Stunden über die Rippen gezogen. Letzteres würde ich ihm wahrlich wesentlich mehr gönnen. Dafür war allerdings seine Laune bei seiner Rückkehr unterirdisch. Na ja, ein schlechter Fick konnte auch zu mieser Laune führen. Aber was ging es mich an. Richtig, nichts. Allerdings merkte ich selbst, dass mein Verhalten, je mehr ich mich aus Lawrence entfernte, düsterer wurde. Ich konnte Brynjars Laune also im Entferntesten nachempfinden.

„Hier entlang, Mr. und Mrs. Rachimaninow.“
„Спасибо (Spasibo/Danke).“

Bei Odin, war ich ein höflicher Mann. Hoffentlich saßen wir bald an unseren Plätzen. Wenn ich noch weiter den Edelmann heraus hängen ließ, würde ich mitten auf dem Gateteppich reiern. Die Walküre stöckelte neben mir her und fast hätte ich wohl ihre Hand zerquetscht. Ja man, ich kannte mich mit derartigen Gepflogenheiten nicht aus. Angeblich. Nein, eher machte mich ihre Anwesenheit wütend und irgendwo musste ich meine Wut ablassen. Und was war besser geeignet dafür, als die Griffel der Frau, wegen der wir diesen ganzen Mist hier überhaupt veranstalteten. Oder wegen der mein Mechaniker sich in ernste Schwierigkeiten gebracht hatte. Der Vollidiot.

Gentlemanlike ließ ich der Walküre den Vortritt, als es ins Innere des Flugzeuges ging. Nicht, weil ich so unfassbar gut erzogen wurde, sondern, um sie im Augen zu behalten. Brynjar lief hinter uns her und versteckte sich hinter einer Sonnenbrille. Man nahm ihm den Leibwächter wirklich ab. Seine Mimik passte wie die Faust aufs Auge zu diesem Berufszweig. Ich wartete kurz, bis er direkt hinter mir war.

„Wir sehen uns dann in zwei Stunden in Atlanta.“, raunte ich meinem Bruder zu, aber so, dass es keiner bemerkte und ich hoffte, dass er jetzt nicht antworten würde.
„Und lass den Kelten wenn möglich leben. Der ist ziemlich in Ordnung.“

Ich duckte mich und passierte das Flugzeug, sah den Kelten und nickte ihm fast unmerklich zu, ging weiter, nahm neben der Walküre Platz und sortierte meine Beine.

„Wie lange sind wir jetzt unterwegs?“

Wortlos reichte ich ihr ihre Bordkarte. Lesen würde sie ja wohl können. Schließlich war ich nicht die verschissene Auskunft.

„Ach, der Herr möchte als nicht mit mir reden?“
„Да (Da/Ja).“, antwortete ich ihr in unserer scheinbaren Landessprache, grinste sie süffisant an und ließ mich etwas in den Sitz hinein rutschen.
„Fein. Ist mir ganz Recht.“

Nur nicht antworten, sonst würde das den gesamten Flug so weiter gehen und dann würde sie mit Sicherheit nicht lebend im Ostblock ankommen.



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#4

RE: FLUGHAFEN WICHITA

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30.10.2020 09:22
von Gunnar Owen | 269 Schriftrollen


FORTSETZUNG VON
WOHNBEREICH MIT KÜCHE (EG)



Und wieder war die Zeit kein Freund, der mir beistand, im Gegenteil. Zu schnell verstrichen die wenigen Stunden dahin, die ich in Angus Haus verbracht hatte, nachdem ich Oona zurücklassen musste. Zu gern wäre ich bei Ihr geblieben, hätte in ihren Augen versinken können und das ohne ein einziges Wort über meine Lippen kommen zu lassen. Und genau das tat ich seit ich Sie verlassen hatte. Ich schwieg, auch während der Fahrt zum Flughafen. Hin und wieder war nur ein Schnaufen von mir zu hören, der Höhepunkt jedoch war ein knappes Nicken bei den leisen Worten meines Bruders als wir im Flugzeug waren. Mir war die mir zugedachte Rolle des stummen Leibwächter mehr als recht. Mit jeder Meile, die ich mich von Oona entfernte, fiel es mir schwerer überhaupt ein Wort zusammen zu bringen. Also war dies die beste und vernünftigste Lösung gewesen. Jedoch war ich mit dem Anzug nicht ganz zufrieden. Er engte mich ein. Das Jackett ließ ich über meine Schultern wandern und verfrachtete es in meinem zugeordneten Fach über der Sitzreihe. Warum waren diese Flugzeuge nur so verdammt niedrig? Ich war froh den Kopf nicht weiter einziehen zu müssen als ich meinen Hintern neben dem Kelten platzierte und den Gurt anlegte. Dies war nicht meiner erster Flug, aber wieder stellte ich fest, dass ich mich auf ein paar Planken zu Wasser wesentlich wohler fühlte als in einem Flugzeug.

Dem Kelten neben mir erging es wohl besser, er schien den Start und auch den Flug mehr zu genießen als ich es tat. Zumindest machte er den Eindruck und auch Angus und die Walküre, zu denen ich mich hin und wieder umdrehte, wirkten wesentlich entspannter als ich es war. Die Armlehne war mein Freund. Immer wieder umschloss ich sie. Etwas mehr und ich hätte sie aus der Verankerung gerissen. Ich versuchte mich auf etwas anders zu konzentrieren und da kam die fingierte Zeitung die Loah vor seiner Nase hielt gerade recht. Meine Augen wanderten über die verkleinerten Skizze , sah die ein oder andere Markierung . Doch an einem Punkt fehlte, meiner Meinung nach, eine. Ich deutete mit dem Finger kurz auf einen Weg, der aus dem Bunker zu führen schien und in die Tundra mündete. Ein strategischer Punkt der nicht außer Acht gelassen werden sollte. Was mir jedoch nicht gefiel, war das von dem Umland keine Aufzeichnung vorhanden war. Gab es Möglichkeiten unerkannt nah an den Bunker zu gelangen? Wie sah es mit Transportmittel aus? Ich deutete kurz auf das Umfeld des Bunkers und sah Loah fragend an, doch mehr als ein wissendes Grinsen gab er mir nicht. Das war ausreichend für mich, knapp nickte ich ihm zu und versuchte die restliche Zeit des Fluges meine Gedanken auf das kommende zu fokussieren.

Ich wusste nicht wie Loah es geschafft hatte, aber auch in Atlanta gelang es dem Kelte seine Taschen, ohne Probleme am Zoll vorbei zu bekommen. Ein Blick von den Beamten hätte genügt und die ganze Aktion wäre zum Scheitern verurteilt worden. Der Zwischenstopp gab uns allen die Möglichkeit, bevor wir erneut in einen Flieger nach Paris mussten, unsere Beine zu vertreten. Jetzt galt es eine Zeit von über 8 Stunden hinter uns zu bringen und dank der Buchung war es wieder die First Class geworden. Das gab Angus und mir zumindest genügen Beinfreiheit. Interessiert sah ich wie das Land unter uns in Dunkelheit eintauchte und man anhand der Lichter die Umrisse der verschiedenen Städte sehen konnte. Doch war mein Blick aus dem Fenster nur ein Vorwand um mich abzulenken. Was mir aber nicht wirklich gelang. Immer wieder fuhren meine Finger an mein Handgelenk, berührten das Tuch, das ich dort trug. Oonas Tuch, welches ich ihr am ersten Abend aus den Haaren entfernt hatte damit ihre Dreads ihr über die Schultern fallen konnten. Ein Anblick, der sich in meine Gedanken gebrannt hatte und der mich noch immer gefangen hielt. Jedes Mal, wenn meine Finger darüber glitten, wurde ich ruhiger. Und das brauchte ich auch. Gerade jetzt wo der Pilot endlich zur Landung in Paris ansetzte. Das erneute Boarding nach Sankt Petersburg verlief wie zuvor unkompliziert. Selbst die Walküre hatte sich mit Ihrer Rolle abgefunden und hielt sich zurück. Zumindest nach außen hin. Doch Ihre Natur tauchte hin und wieder auf, Blitze zucken, dass ein oder andere Mal um das Flugzeug herum, was Angus dazu brachte, Liz mit einem Blick zu versehen, der mehr sagte als Worte es getan hätten. Die etwas mehr als drei Stunden Flug vergingen im Vergleich zu vorher dann doch schneller und als auch diese Landung geglückt war, die restliche Passagiere dem Piloten applaudierten, verließ unsere Gruppe zum Schluss das Flugzeug. Nun zeigte sich wie gut Loah alles organisiert hatte. Die Einreise verlief zügig, ein Vorteil der ersten Klasse und auch den perfekt fingierten Papieren war es zu verdanken. Unser Gepäck war schneller als bei den anderen für uns bereit und es stand nichts mehr im Weg das wir zum Mietwagen gehen konnten.



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#5

RE: FLUGHAFEN WICHITA

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03.11.2020 21:57
von Keegan Owen | 669 Schriftrollen


FORTSETZUNG VON
SANKT PETERSBURG | FORT DRAKON



MITTWOCH


Stolz erfüllte mich. Ja, ich war stolz auf die gesamte Truppe. Aber am meisten auf Brynjar. Ich wusste besser, als jeder andere, wie er und dass er kämpfen konnte. Aber aufgrund der letzten vierhundert Jahre hätte ich fast vermutet, dass er sich blindlings in den Kampf stürzte, ohne nachzudenken, egal, ob er dabei drauf ginge oder nicht. Aber jetzt wusste ich, ich hatte meinen Bruder wieder. Und zwar so, wie ich ihn vor vierhundert Jahren kannte. Was wohl nicht zuletzt an Scotty lag, zu der er jetzt wohlbehalten und an einem Stück zurück kehren konnte. Über den Kelten allerdings zerbrach ich mir immer noch die Birne. Was bei allen Göttern war der Typ? Gab es Flammenwerfer in der Mythenwelt? Und mir wurde bewusst, dass er mich zu jeder Zeit hinter der Bar, als ich ihm so dermaßen die Fresse polierte, zu nichts als einem Furz im Wind hätte verwandeln können. Und zwar in Bruchteilen von Sekunden. Ohne jegliche Art von Anstrengung. Schiss hatte ich dennoch nicht vor den Kelten, aber eine gehörige Portion Respekt dazugewonnen. Ich war sogar stolz auf die Walküre. Sie hatte sich wider Erwarten ziemlich gut im Griff gehabt. Das geriet zwar arg ins Wanken, als die Begegnung mit meinem Mechaniker nicht ganz so verlief, wie sie es sich vermutlich vorstellte, aber Sankt Petersburg stand noch. Und das, obwohl sie ganz schön hatte einstecken müssen von Ash, der zwar körperlich, Dank Loahs Vitamintropfen, wieder beisammen war, aber ansonsten einen ordentlichen Hau weg hatte. Was mich ehrlich gesagt in keinster Weise verwunderte. Von diesem unüberlegten Trip würde er wohl noch eine ganze Weile was von haben, wenn nicht sogar für den Rest seines unsterblichen Lebens. Ein Grund, warum ich ihm auch nicht auf den Sack ging und ihm auch Brynjar nicht vorgestellt hatte. Der hatte ganz andere Probleme. Probleme, gegen denen meine geradezu lächerlich wirkten. Allerdings nicht für mich. Mein Entschluss stand immer noch fest. Sobald wir in Lawrence landeten und ich von Brynjar Loushas Nummer ausgehändigt bekam, würde ich mich um diese Angelegenheit kümmern. Wenn das mit Ash und der Walküre allerdings so weiter ging hier im Flieger, sah ich für unsere Landung schwarz.

Der knapp dreistündige Flug nach Amsterdam endete mit einer Aufenthaltszeit von fast genau derselben Zeit. Bei der Gelegenheit erklärte ich Brynjar mein Vorhaben und bat ihn für die Zeit die Bar zu übernehmen, versprach ihm aber, dass er eine kompetente Hilfe an der Seite hätte. Den Kelten. Als Gegenleistung wollte er, dass ich ihn direkt an Scottys Haus heraus ließe. Ja, der Bengel verschwendete definitiv keine Zeit. Der neuneinhalb stündige Flug lief mehr oder weniger ohne besondere Vorkommnisse. Ash saß auch wieder neben Loah, versuchte die Walküre so gut es ging zu meiden und sie wünschte sich vermutlich, dass sie wegen ihm niemals nach Russland gegangen wäre. Machte er sie wegen dem Bullshit etwa verantwortlich? Das Letzte, was mir in den Sinn kam, die Walküre in Schutz zu nehmen, aber Schuld trug sie ganz gewiss nicht an seinem Dilemma. Die Suppe hatte er sich ganz alleine eingebrockt. Oder das war genau sein Problem. Er wusste es und machte sich selbst Vorwürfe, dass er nicht nur sich selbst, sondern auch noch vier weitere Leute aus seinem Umfeld in Gefahr gebracht hatte. Wie dem auch sei. Die Wolke über dem bis vor kurzem noch Paar wurde schwärzer und schwärzer. Tja, wenn man sich für eine Muschi kopfüber in Gefahr stürzte. Da hatten wir es wieder.

...Lousha, ich werde so was von auf deiner Matte stehen...

Die fast fünf Stunden Aufenthalt in Atlanta brachten mich daher fast dazu, direkt von dort aus nach New York weiter zu ziehen. Aber wir hatten das Wagnis in Lawrence begonnen und wir würden es gemeinsam auch dort beenden. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Zumal ich auch immer ruhiger wurde, je mehr wir uns der Heimat näherten. Am Abend des Odins-Tag landeten wir schlussendlich in Wichita und ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir der Smog nicht doch etwas gefehlt hatte. Ash nickte uns beiden sowohl zum Dank als auch zum Abschied zu. Ich nahm es ihm nicht übel. Außerdem schätzte ich ihn so ein, dass er irgendwann die richtigen Worte fand. Und wenn nicht, dann war das auch in Ordnung. Schließlich war ein neuer, richtig guter Mechaniker zu finden beschissener, als eine dämliche Dankesrede. Loah hingegen gab ich im Männerstyle die Hand, zog ihn an mich heran, umarmte ihn mit einer Hand und klopfte ihm auf den Rücken.

„Wenn du was zum Löschen brauchst, du weißt, wo der Guinnesszapfhahn steht. Irgendwann werden wir uns unterhalten, Bro. Das weißt du.“, raunte ich dem Kelten ins Ohr und er wusste, was genau ich damit meinte.

Anschließend gingen er, mein Mechaniker und die Walküre, die sich hier in Lawrence nicht von Ash abwimmeln ließ, in die entgegengesetzte Richtung. Und ich, der nun wieder Keegan Owen sein durfte, boxte meinen Bruder, der nun endlich nicht mehr den Stummen mimen musste, auf den Oberarm, grinste kurz und wir gingen zu meinem Wagen.

„Ich will nur noch aus diesen lächerlichen Klamotten raus. Und duschen.“



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ERDGESCHOSS

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#6

RE: FLUGHAFEN WICHITA

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04.11.2020 08:57
von Gunnar Owen | 269 Schriftrollen


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SANKT PETERSBURG | FORT DRAKON



Der Weg zum Wagen brachten wir hinter uns, immer wieder beobachtete ich wie Liz versuchte an den Freund meines Bruders heranzukommen. Doch dessen Haltung und auch seine Worte sorgte dafür das die Walküre von ihm abstand, nahm. Die Blicke zwischen Loah und Angus sagten mehr als es ihre Stimmen geschafft hätten und so schlossen mein Bruder und ich zum Mechaniker auf. Nahmen ihn in unsere Mitte und gingen schweigend weiter zum Wagen. Dort konnte ich mein Blut besudelten Klamotten loswerden und mir auch den Rest vernünftig vom Leib waschen. Ich zog das Handy aus der Tasche und auch den Anhänger, den ich zuvor geschnitzt hatte, die Versuchung das Telefon einzuschalten überkam mich doch nach einem tiefen Atemzug ließ ich es bleiben. Raus aus den Klamotten und rein, nach dem Waschen, in die neuen. Das Handy schob ich in Jackeninnentasche, doch der Anhänger fand seinen Platz in der Hosentasche, in der ich auch meine Hand parkte. Immer wieder nahm ich ihn zwischen die Finger, fuhr die geschnitzten Linien entlang. Auch während der Fahrt. Meine Gedanken blieben noch eine weile bei dem, was wir erlebt hatten doch mit jedem Meter den wir uns dem Flughafen nährten, schob ich die Ereignisse immer weiter zurück.

Die drei Stunden Flug gingen für meinen Geschmack nicht schnell genug vorüber. Immer wieder rutschte ich auf dem breiten Sitz hin und her. Endlich war es dann so weit und wir konnten in Amsterdam zwischenlanden. Doch auch hier galt es drei Stunden zu überbrücken. Und das schaffte mein Bruder. Ich hörte mir sein Vorhaben an, fragte ihn, ob er sich da sicher sei, ob er sich das mehr als reichlich überlegt hatte? Er beantwortete jede meiner Fragen mit einem knappen in Angus Manier mit Ja. Sobald wir in Wichita Landen würden, würde ich meinem Bruder die Nummer geben. Dass er meiner Bedingung zustimmte ließ mich leicht grinsen und mit diesem grinsen stiegen wir endlich in den Flieger, der uns näher nach Lawrence bringen würde. Neun Stunden, 540 Minuten, 32.400 Sekunden, in dieser Zeit ließ ich Liz nicht aus den Augen. Immer wieder versuchte sie an Ash heranzukommen doch dieser blockte ab. Vermied es sie zu berühren oder besser gesagt er entzog sich ihren Versuchen. Es wurde auch nicht besser als wir die fünf Stunden in Atlanta überbrücken mussten. Der Flieger nach Wichita stand bereit und dieses Mal war ich der erste der das Flugzeug betrat. Wieder parkte ich mich in den Sitz, schob meine Hand in die Hosen Tasche und zog den Anhänger heraus. Während des gesamten Flugs blendete ich um mich herum alles aus, fokussierte nur das Holzstück in meinen Fingern, schob immer wieder den Daumen über die Oberfläche und bemerkte nicht einmal das wir zur Landung angesetzt hatten. Erst als mein Bruder mich anstieß, hob ich den Kopf und folgte dem Trupp aus dem Flugzeug. In der Halle verabschiedeten wir uns, wobei ich Ash nur zunickte. Es würde die Zeit kommen, in der wir ein paar Worte wechseln könnten, doch jetzt war er nicht in der Verfassung eben sowenig ich. Immer wieder sah ich zum Ausgang, wartete darauf das mein Bruder sich aus der Umarmung löste, in die er Loah gezogen hatte, die Worte, die die beiden wechselten waren zu leise, um sie zu verstehen. Doch es interessierte mich auch nicht, was nicht an Desinteresse lag, sondern an dem Verlangen, das sich in mir aufbaute. Das Wissen endlich hier zu sein, nicht weit von Oona, brachte mich dazu den Kopf das ein oder andere Mal zur Seite zu legen, um die aufsteigende Anspannung irgendwie zu verarbeiten.

Mein Blick folgte dem Trio und wurde von einem Schlag gegen meine Schulter unterbrochen und ich sah zu Angus der ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte, für einen Moment. Gemeinsam Schritten wir aus der Halle und steuerten den Wagen von Angus an. Kaum saßen wir im Auto zog ich das Handy raus, betätigte den Knopf und wartete darauf das sich der Bildschirm erhellte. Es war Zeit mein Versprechen Angus gegenüber einzulösen das er seines einlösen konnte. Ich scrollte durch meine Kontakte, die mehr als überschaubar waren und rief Loushas Nummer auf. Mein Bruder notierte sich die Zahlen in sein eigenes Telefon und nachdem er sein Handy verstaut hatte, startete den Wagen und lenkte das Fahrzeug in Richtung Oonas Haus. Mein Blick richtete sich nicht auf die Straße sondern auf eine Nummer bzw einen Namen der aufleuchtetet. Oona. Sie hatte vor zwei Tagen versucht mich zu erreichen. Versucht mit mir zu reden und da ich das Telefon abgeschaltet halten musste hatte ich sie verpasst. Unruhe stieg in mir auf, immer wieder schob sich eine Hand über mein Knie während mein Blick auf dem Display haftete.



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LADENBEREICH

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zuletzt bearbeitet 04.11.2020 09:19 | nach oben springen

#7

RE: FLUGHAFEN WICHITA

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21.02.2022 23:59
von Lousha MacRieve | 113 Schriftrollen


FORTSETZUNG VON
SkyBar



SONNTAG


>Abflug des Fluges NY 949 nach New York. Die Fluggäste werden gebeten zum Ausgang A17 zu gehen.<

...Fick dich...

Da war sie, die Computerstimme, die einem sagte, wo man hinzugehen hatte. Stand ja auch nicht alles auf dem Flugticket oder in der Bestätigungsmail oder auf den riesigen Anzeigetafeln im Flughafen selbst. Wo waren eigentlich die nackten Männer, die einem den Weg stilistisch vortanzten oder die roten Pfeile auf dem mit Hochglanzplatten gefliesten Boden, damit wirklich der absolut letzte Vollidiot auch mitbekam, wo es lang ging? Hatte ich miserable Laune? Vielleicht ein bisschen. Kaum erwähnenswert. Dabei hatte mich nun wirklich niemand gezwungen, das zu tun, was ich gerade im Begriff war zu machen. Und doch tippelte ich nun gehetzt durch den Flughafen.

>Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt.<

„Welches Gepäck, du blöde Kuh?“, ranzte ich die Computerstimme an.

Gepäck besaß ich nicht. Besaß ich nie. Alles, was ich benötigte, war mit einem Fingerschnippen zur Stelle. Es bedurfte keinen kiloschweren Koffer, den ich hinter mir herziehen musste und der mir ständig in die Hacken knallte und mir die Schuhe ruinierte, die ich mir ebenfalls nie kaufen musste. Aber da ging es alleine schon ums Prinzip. Lediglich eine Handtasche, die grundsätzlich passend zum jeweiligen Outfit sein musste, trug ich bei mir. Darin befand sich alles, was eine Magierin eben so brauchte. Kräuter und Tinkturen to go. Alles nicht sichtbar für die Flughafenkontrolleure. Sie fanden lediglich die Sachen, die man von Frauenhandtaschen so gewohnt war. Haarbürste, Lipgloss, Puder, Tampons, Wagenheber, Einbauschränke, so was eben. Beste Tarnung ever. Wieso hetzte ich mich eigentlich so? Mein Flug ging erst in fünfundvierzig Minuten. Nichtsdestotrotz sah ich mich immer wieder leicht panisch um. Dieses beklemmende Gefühl, ich würde verfolgt werden, wollte einfach nicht verschwinden. Dabei konnte dies unmöglich der Fall sein. Dafür hatte ich gesorgt. Die gestrigen Bilder flackerten dennoch unaufhörlich vor meinem inneren Auge auf. Hayden, wie er regungslos halb liegend auf dem Loungesofa saß, eingefroren in der Position, in der er sich zuletzt befand. Er sah unfassbar hinreißend aus mit seinem halbgeöffneten Mund, die Zunge leicht sichtbar, seinen vor Wonne geschlossenen Augen, dem angespannten Unterkiefer, seinem zum Reißen angespannten Körper. Ich hätte ihn vorher abzeichnen oder wenigstens ein Foto machen sollen. Wozu hatte man denn diese ganzen hochmodernen Handys? Aber ich tat nichts dergleichen, sondern war einfach nur geflüchtet, als würde man mir nach dem Leben trachten oder als hätte mir jemand gesteckt, dass Ausverkauf bei Christian Louboutin war. Dabei gab ich, wie bereits erwähnt, nicht einen müden Cent für Designerschuhe aus. Nichteinmal für dieses blöde Flugticket, was ich auf dem normalen Wege niemals in der Kürze der Zeit hätte ergattern können. Aber hey...wer kann, der kann. Ich war auf dem direkten Magierweg innerhalb von Sekunden in Lawrence gelandet und der Plan, dieses Nest so schnell wie nur möglich zu verlassen, war in wenigen Stunden umgesetzt. Das hatte mich eine Menge Energie gekostet, denn das Anwenden von Magie hatte immer seinen Preis, nicht nur im materiellen Sinne. Eine gut sichtbare graue Haarsträhne hatte es mich diesmal gekostet, die ich zwar erfolgreich blondieren konnte, aber sie würde bleiben und ich war eitel.

...Vielen Dank Hayden MacLachlan...

Und da sollte nochmal jemand behaupten, Männer sorgten bei Frauen nicht frühzeitig für graue Haare. Dafür hasste ich diesen Lykae. Zumindest half es beträchtlich, sich das einzureden. Oona hatte ich lediglich einen Zettel auf dem Küchentisch hinterlassen. DER Küchentisch. Mit dem irgendwie das ganze Fiasko begonnen hatte. Der kleine Springinsfeld schlief zu dem Zeitpunkt noch den Schlaf der Gerechten, den sie bitterlich nötig hatte. Insofern wollte ich sie nicht wecken.

...Bullshit, MacRieve. Als hättest du jemals auf Etikette geachtet. Platzt doch sonst auch überall ungefragt rein...

Wahrheitsgemäß wollte ich nicht in ihr fragendes Gesicht sehen, denn ich hätte für sie einfach keine zufriedenstellenden Antworten parat gehabt. Letztendlich musste ich mich vor niemandem rechtfertigen. Auch nicht vor Oona. Lediglich vor mir selbst. Und das funktionierte ja in letzter Zeit wirklich ausgezeichnet. Meine Covenschwestern hatten mich standesgemäß ausgebuht und mir ungefragt und vor allem unverblümt mitgeteilt, dass es bei meiner plötzlichen Abreise um eine Flucht vor mir selbst handelte. Und wenn schon. Dann hatte ich eben vor meiner eigenen Courage die Hosen gestrichen voll. Das Level musste man auch erst mal erreichen. Eine der berühmt berüchtigtsten Magierinnen hatte Schiss vor sich selbst. Ich denke, damit hatte man alles erreicht im Leben. Mehr ging einfach nicht.

Keine fünfzig Meter vor der Passagierkontrolle klingelte mein Handy. Mist, ich hätte es auf lautlos stellen oder am besten komplett ausmachen sollen.

...Nein, du gehst nicht ran. Ignoriere es...

Ich lief weiter, ermahnte mich stetig, dass ich das plärrende Ding nicht beachten solle. Ich bekam das Gefühl, dass das Klingeln von Mal zu Mal aggressiver wurde. Ring...Ring...Ring...RING...RINGRINGRINGRING.

„Herrgott noch mal. Das darf doch alles nicht wahr sein. Lasst mich doch einfach alle zufrieden.“, brummelte ich vollkommen genervt, kramte schlussendlich doch den Störfaktor aus meiner Handtasche und Loahs Name erschien auf dem Display oder wie ich ihn eingespeichert hatte – Bird of Prey.

Nicht zuletzt eine Anlehnung an das klingonische Raumschiff aus Star Trek. Oona hatte mich einst mit diesem Kram angefixt. Ich liebte die Klingonen. Sie waren groß, stark, wild, kriegerisch und dunkelhaarig. Die gefährlichste und dominanteste Rasse in der Star Trek-Welt.

...Die Personen und Handlungen des Films sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig...

„Loah. Was gibt’s?“

Ohne viel Tütü und Schnickschnack kam mein ältester noch lebender Freund zum Thema. Das machte mich als erstes stutzig. Denn Loah war eher so der Hölzchen auf Stöckchen Typ. Aus dem Stutzigsein wurde ich aber noch nicht entlassen. Loah klang gehetzt und aufgeregt? Das war neu. Der Kelte hatte die Ruhe für sich alleine gepachtet. Ausnahmslos. Seine Ausgeglichenheit machte sogar mich bisweilen vollkommen kirre. Dann fiel der Name Hayden und ich schloss meinen Mund wieder, den ich geöffnet hatte, um ihm zu sagen, dass es gerade der denkbar ungünstigste Augenblick für ein Pläuschchen wäre. Eine Hitzewelle nach der nächsten überrollte mich. Und nein, ich steckte sicherlich nicht in der Menopause. Die Nackenhaare stellten sich mir auf, als mich Loah über Haydens Zustand informierte. Schuldbewusst und voller Reue biss ich mir auf die Unterlippe, merkte nicht einmal, dass mir klammheimlich eine Träne die Wange herunter lief.

>Abflug des Fluges NY 949 nach New York. Die Fluggäste werden gebeten zum Ausgang A17 zu gehen.<

Ein tonloses FUCK wurde von meinen Lippen geformt und ich schloss die Augen. Fast hätte ich Loah einfach weggedrückt. Ich wollte das nicht hören. Das hatte ich so nicht beabsichtigt gehabt. Ich wollte nie, dass Hayden leiden musste. Und schon gar nicht wegen mir. Ja, ich wollte mich heimlich aus dem Staub machen. Alles hinter mir lassen. Im festen Glauben, dass Hayden sein Leben führen konnte, als hätte es mich nie gegeben. Doch mit der Flughafendurchsage und Loah am Handy war der Plan, der sicherlich keiner meiner ausgeklügeltesten war, passé. Ich versuchte gar nicht erst mich herauszureden. Die Durchsage sprach schließlich Bände. Was hätte ich ihm auch sagen sollen, dass ich den Fernseher zu laut an hatte und ich einen Film glotzte? Ich hatte Loah am Rohr, nicht einen unterbelichteten Stripteasetänzer. Der roch den Braten meilenweit und ließ es mich auch ohne Umschweife wissen. Erhob er gerade seine Stimme? Oder kämpfte er lediglich gegen die Geräuschkulisse hier bei mir an? Nein, er war ganz eindeutig angepisst. Mächtig angepisst, spie mir seine Meinung durch den Hörer und hatte auch nicht vor, sich dahingehend etwas zu mäßigen. Fast fühlte ich mich gezwungen, ihn zu fragen, was es ihn anginge. Ich hielt meinen Mund. Sagte nichts. Kaute stattdessen unentwegt auf meiner Unterlippe herum. Dann legte er ohne ein Wort des Abschieds auf.

„Wow.“, starrte ich auf mein Handy.

Hatte ich den Kelten jemals auch nur ansatzweise die Fassung verlieren sehen? Dass er mir hier und da offenkundig seine Meinung über dieses und jenes mitteilte, ob gewollt oder nicht, das kannte ich, dafür mochte ich ihn. Aber so? In dieser Wortwahl? Mir gegenüber? Das waren ja ganz neue Seiten oder besser gesagt Töne. Ich beschloss, sie nicht zu mögen, ließ mein Handy in die Handtasche gleiten und lief weiter in Richtung A17.

Dort stellte ich mich artig, aber innerlich ziemlich aufgewühlt, in die Menschenschlange. Hayden zerlegte sich selbst, hatte Loah gerufen. War das nur wieder eine seiner üblichen saloppen Redewendungen oder meinte er das ernst? Meine Unterlippe tat unterdessen schon weh, von dem Rumgekaue. Ich versuchte mich auf andere Gedanken zu bringen, dachte an die Küstenstadt New York und welch ein super Leben da auf mich wartete. Ohne Klotz am Bein. Dachte an Liz, mit der ich erst einmal ausschweifend von einer Bar zur nächsten ziehen würde. Marathonsaufen. Das würde lustig werden. Anschließend mit drei Atü auf dem Kessel zu meinen Lieblingsjungs von den Chippendales. Yeah, darauf hatte ich richtig Lust. Das würde so was von funny werden. Und heiß. Ganz gewiss heiß.

... Hayden flippt gerade im Achteck und zerlegt sich selbst. Der Mann verreckt hier. Feige. Feige. FEIGE!!!...

„Verdammter Lykae.“, zischte ich so laut, dass sich die rothaarige Frau mittleren Alters zu mir umdrehte und mich ansah, als hätte ich ihr in den künstlichen Pelzkragen gespuckt.

Auf dem Absatz umdrehend drängelte ich mich durch die Leute hinter mir.

„Ich muss hier durch. Nun machen Sie doch Platz verdammt.“, rief ich panisch.
„ICH MUSS KOTZEN!“, schrie ich nun laut und schon hatte ich den Weg frei.

Aus einem Dauerlauf wurde ein Sprint. Ich zog mir sogar während des Laufens meine High Heels aus, nahm sie in die Hand und rannte, was das Zeug hielt, quer durch die Flughafenhalle hinaus zum Taxistand, schubste dort ein Pärchen weg, was gerade im Begriff war in das erste Taxi einzusteigen und ignorierte deren wüste Beschimpfungen.

„Lawrence. So schnell wie du kannst. Ich zahle das Dreifache.“, schrie ich vollkommen aus der Puste schon fast den Taxifahrer an.

Und diesmal würde ich bezahlen. Vermutlich nicht nur die Taxigebühr.



FORTSETZUNG HIER
VOR DEM HAUS

@Hayden MacLachlan (Info)
@Loah Cruhelter (Info)



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